Das duale Studium als Mittel gegen den Fachkräftemangel - Fabian Rensch
Ratgeber für Arbeitgeber

Das duale Studium als Mittel gegen den Fachkräftemangel

Ein Unternehmen, das nicht akut unter Fachkräftemangel leidet. Das ist kein Wunschdenken, sondern Realität bei der DEUTA - Werke GmbH mit Sitz in Bergisch Gladbach. Potenzielle Mitarbeiter*innen werden auf das Unternehmen aufmerksam, weil es sich aktiv als Arbeitgeber zeigt und selbst ausbildet.

Das Interview

Laura Büchler hat Fabian Rensch, Geschäftsführer der DEUTA-Group GmbH, und Elmar Schraetz, verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung bei der DEUTA-WERKE GmbH, interviewt, um mehr über das duale Studium und Erfolgsrezepte zu erfahren.

Was sind die Vorteile des dualen Studiums für Sie als Arbeitgeber?

Für uns ist das duale Studium von Vorteil, weil die Studierenden, die hier anfangen, direkt schon im Thema drin sind. Wenn ich ein klassisches Studium absolviere, erwerbe ich nur theoretisches Wissen. Beim dualen Studium sammeln die Studierenden zusätzlich praktische Erfahrungen, d. h. während des Studiums wechseln sich Theorie und Praxis vierteljährlich ab. Dadurch sind die Studierenden direkt ins Unternehmen integriert und bekommen immer wieder neue spannende Aufgaben gestellt. Sie unterstützen unsere Ingenieure*innen bei deren Aufgaben oder bekommen eigene Forschungsaufgaben übertragen, für die im normalen Arbeitsalltag keine Ressourcen zur Verfügung stehen. Meist handelt es sich um eine Aufgabenstellung in der Bahntechnik.

Welche Vorteile gibt es im Vergleich zu einer klassischen Berufsausbildung?

Wir benötigen kreative Köpfe, die eigenständig neue Ideen umsetzen können, damit die DEUTA-WERKE GmbH auch in der Zukunft Weltmarktführer in einzelnen Bereichen der Bahntechnik bleibt. Die Personen, die bei uns in den Bereichen Elektrotechnik, Informatik oder Maschinenbau beschäftigt sind, müssen daher höher qualifiziert sein, als es mit einer Berufsausbildung möglich ist. Leider haben wir nicht die Kapazitäten, in allen Bereichen auszubilden. Was das Engineering betrifft, haben wir uns dafür entschieden, über das duale Studium selbst auszubilden.

Was müssen Sie als Arbeitgeber tun, um das duale Studium anzubieten?

Wir haben eine Kooperation mit der DHBW Mannheim. Hier prüft die DHBW Mannheim ob wir die Vorrausetzungen, die sie an den Ausbildungsplatz bei ihren dualen Partnern stellt, erfüllen. Konkret heißt das, ob wir für die einzelnen Studiengänge ein Ausbildungskonzept erstellt haben und ob wir genügend Ingenieure beschäftigen, sodass auch auf Seiten der DEUTA-WERKE GmbH sichergestellt ist, dass die Studierenden die notwendige Unterstützung erfahren. Die Studierenden sind immer ein Vierteljahr in Mannheim für die Theorie und ein Vierteljahr bei uns für den praktischen Teil. Man könnte meinen, dass dies ein Nachteil für den dual Studierenden sei: Das, was der klassische Student oder die Studentin in einem halben Jahr macht, muss er oder sie in einem Vierteljahr lernen. Unsere Studierenden profitieren jedoch von kleinen Studiengruppen bis zu 30 Studierenden, sodass die Theorie intensiv vermittelt wird. Außerdem ist die Ausbildungsvergütung nicht zu verachten. Und wir bieten aufgrund unseres Knowhows den Studierenden jegliche Unterstützung.

Seit wann bieten Sie es an?

Seit 15 Jahren, es ist also schon erprobt. Wir haben bereits die Augen und Ohren offengehalten, ob eine Hochschule in der Region zu uns passen würde, sind aber leider nicht fündig geworden, da keine Hochschule in NRW das Konzept mit den vierteljährlich wechselnden Theorie- und Praxisphasen anbietet. Gerade dieses Konzept hat sich für beide Seiten bewährt.

Wie groß sind die Hürden für Unternehmen, die ein duales Studium anbieten möchten?

Der Aufwand hält sich in Grenzen. Wir haben regelmäßigen Kontakt mit der DHBW Mannheim, aber das läuft problemlos. Die DEUTA-WERKE GmbH engagiert sich in den Prüfungsausschüssen und den jeweiligen Arbeitskreisen der einzelnen Fachrichtungen.

Können auch kleinere Unternehmen duale Studierende aufnehmen?

Der Aufwand ist zwar relativ gering, aber es ist natürlich ein Kostenfaktor. Die Student*innen bekommen von uns über die gesamte Zeit ein Gehalt und sind während der Studienphase noch nicht so produktiv, wie jemand der fertig ausgebildet ist. Das könnte für kleinere Betriebe ein Hindernis sein. Man hat sicherlich Kapital gut angelegt in jemanden, den man selbst eingearbeitet und „geformt“ hat – im Sinne des Unternehmens. Die Einarbeitung danach ist erheblich einfacher – man kann sofort nach dem Studium anfangen.

Wie viele dual Studierende gibt es bei Ihnen im Unternehmen und wo kommen diese her?

In der Regel stellen wir zwei bis drei Studierende pro Jahr ein, wollen aber die Anzahl der Studierenden aufgrund des ansteigenden Fachkräftemangels auf fünf bis sechs anheben. Hauptsächlich kommen sie hier aus der Region. Wir sprechen hier von einem Radius mit circa 60 km. Je nachdem sind die Fachbereiche unterschiedlich stark vertreten. Als wir damit gestartet sind, hatten wir nur spärlichen Zulauf. Da wir seit einigen Jahren sehr stark in Schulen und in der Öffentlichkeit auftreten, KURS-Partnerschaften pflegen und es immer mehr Mund-zu-Mund-Propaganda gibt, haben wir guten Zulauf. Außerdem beteiligen wir uns am Girls‘ und Boys‘ Day, bieten Schulexkursionen an oder unsere Ingenieur*innen besuchen Schulen und berichten über ihren Beruf oder führen etwas vor. Passend zum Unterricht wird gezeigt, wie ein Thema praktisch im Unternehmen umgesetzt wird. Regelmäßig sind wir darüber hinaus auf Job- und Ausbildungsmessen präsent. Die Schüler*innen aus der Region kommen mittlerweile proaktiv auf uns zu. Gerade heute ist das wichtig, da der Markt geradezu leergefegt ist und sich Schulabgänger an den klassischen Hochschulen und Großunternehmen in der Region orientieren.

Gerade als Firma, die der Endverbraucher nicht direkt wahrnimmt, muss man einiges tun, um bekannt zu sein.

Absolut! Und viel hilft hier viel! Wir haben einen guten Bekanntheitsgrad erreicht und müssen daher nur selten klassisch inserieren. Auch von anderen potenziellen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern als Berufseinsteigern werden wir wahrgenommen. Auch hier funktioniert es durch persönliche Empfehlungen und Menschen bewerben sich initiativ bei uns.

Bilden Sie auch klassisch aus?

Ja, und zwar aktuell fünf Kaufleute für Büromanagement und Industriekaufleute. Das machen wir in Kooperation mit dem Schulungszentrum Wuppermann Bildungswerk Leverkusen, dort werden auch diejenigen unterstützt, bei denen der Start ins Berufsleben etwas schwieriger ist.

Duales Studium bei der DEUTA-Group

  • Elektrotechnik –Fachrichtung Automation
  • Elektrotechnik –Fachrichtung Elektronik
  • Maschinenbau –Fachrichtung Konstruktion
  • Informatik – Fachrichtung Angewandte Informatik
  • Informatik – Fachrichtung Informationstechnik

FABIAN RENSCH
DEUTA-Group

Ausgezeichnet mit dem Unternehmerpreis der RBW 2015
Vorstand der Initiative „Leben und Arbeiten in Bergisch Gladbach“ (ILA-GL)
www.deuta-group.de

Was ist eine KURS-Partnerschaft?
DEUTA arbeitet mit drei Schulen zusammen (IGP, DBG, PKG), mit denen es eine aktive Zusammenarbeit gibt (auch für weitere Schulen möglich). Die Schulen kommen regelmäßig ins Unternehmen.